Atelier Wilfried Senoner
Kunstkommentare
Wilfried Senoner war ein Handwerker und wollte Künstler sein. Vom Handwerk lebte er für die Kunst. Ohne das solide Handwerk hätte er sich die Kunst nicht leisten können. Und ohne Künstler sein zu wollen, wäre er vermutlich ein schlechterer Handwerker geblieben. Das eine war ihm notwendiges Übel, garantierte ihm das Auskommen, mit dem andern entschuldigte er sich dafür. Ihm war das Kunsthandwerk in die Wiege gelegt worden. Dazu, und das hob ihn aus der Gemeinschaft der Grödner Kunstschnitzer und Bildhauer hervor, genoss er eine Ausbildung, die als außerordentlich bezeichnet werden muss: vier Jahre an der Mailänder Kunstakademie „Brera“. Ich werde nie vergessen, wie die Besuche in Wilfrieds Atelier abliefen. Die Räume und der Platz davor waren verstellt von überdimensionierten Heiligen, Krippen und Altarteilen, die als Ganzes zu zeigen er gar nie die Möglichkeit hatte. Es fehlte ihm schlicht an Raum dafür. Der Erbauer konnte höchstens mit einer Adresse dienen. Da und dort stünden dieser Altar und jene Krippe, in Bayern, in der Steiermark, in Ungarn….usw. Er fühlte sich verpflichtet „verhältnismäßig“ viel Kunst zu schaffen. Er war ein außerordentlich schnell arbeitender Mensch, glaubte er entsprechend viel Kunst schaffen zu müssen.
Die Kunst hat einen Auftrag, sagte Senoner, sie muss die Welt besser machen: „Meine Arbeit ist nicht mehr und nicht weniger als eine Mahnung an die Menschheit.“ Senoner nimmt den Künstler in die Pflicht: „Jeder Künstler muss sich sicher sein über das, was er macht.“ Senoner arbeitet abstrakt und konkret, schweift ins Surreale ab, weil er alles hineinpackt, weil er überlädt, weil die Ideen in ihm übergehen. Er mischt Naturhaftes und Menschliches, windet sich durch ein Schlangengewühl der Formen, bleibt immer poetisch, oft verklärt. Seine Kunst soll aber aufschrecken, sie soll etwas abstoßend und schockierend sein, will aber gleichzeitig formale wie Farbprobleme lösen. „Sie tat es am Menschen, an seinem Körper, an seinen Leidenschaften und Horrorideen, sie tat es am Leib, der am Kreuz hängt, und an der Frau, die Brot bäckt. Und immer auch an ihrer Kehrseite.
Aus einem reichen Vorrat kunstsinniger Herzen und historisch fundierten Wissens haben die Künstler und Handwerker beim Erdenken und Gestalten dieser Altäre geschöpft. Ein so erhabenes Werk, das jeden Besucher an sich zieht, spricht zu uns von der Begnadung derer, die daran geschaffen haben.